Augen auf für die Schönheit des Augenblicks

Wie wir vom äußeren Lärm in die innere Stille finden

Dieser Text zum Thema "Kraftorte" begegnete mir in der letzten Ausgabe des Happinez Magazins. Er hat mich bereits beim Lesen sehr berührt. Vergangenen Montag musste ich wieder an die Worte von Christiane S. Schönemann denken, als ich selbst ein ganz besoneres Erlebnis hatte...

 

"Es gibt sie, die Plätze, die uns Flügel verleihen.

Orte, an denen wir Seelen-Spuren hinterlassen.

Hier spricht die Stille zu uns.

Ergriffen von der Schönheit des Seins, erwachen wir.

Finden zurück zu unseren Wurzeln.

Und werden zu dem Menschen, der wir schon immer waren."

(Christiane S. Schönemann)


Die neue Woche hatte gerade begonnen, es gab viele Dinge zu erledigen und ich war während des gesamten Vormittags -  in meinem home-office am PC sitzend - meinen Aufgaben nachgegangen. Nach einem schnellen Mittagessen beschloss ich spontan, mir eine kurze Pause im Freien zu gönnen, denn die Sonne strahlte vom Himmel und der Frühling zeigte sich zum ersten Mal in diesem Jahr von seiner besten Seite.

Ohne richtiges Ziel spazierte ich, immer noch in Gedanken bei meinem aktuellen Arbeitsprojekt, durch die Grazer Innenstadt. Es waren extrem viele Menschen unterwegs und mir wurde klar, dass viele von ihnen denselben Plan wie ich haben mussten und diesen wunderschönen Nachmittag in der lang herbei gesehnten Frühlingssonne verbringenn wollten. Dass ich inmitten dieses geschäftigen Einkaufstrubels etwas Kraft und Ruhe tanken können würde, erschien mir unwahrscheinlich. Getragen vom Strom der - wie in Graz um Frühlingsbeginn üblich - überwiegend Eis schleckenden Menschenmenge fand ich mich plötzlich am Fuß des Schlossbergs wieder.

 


Ich blickte Richtung Himmel - er war tiefblau und es war keine Wolke weit und breit zu sehen. Da konnte ich gar nicht anders, als den Stufen zu folgen, die mich immer weiter in Richtung dieses satten Blaus hinauf führen sollten.

Obwohl mir während meines Aufstiegs ein paar Menschen entgegen kamen, merkte ich schnell, dass hier oben über den Dächern von Graz viel weniger los war als unten in der Stadt.

Ich entschied mich deshalb, auf einer der freien Bänke an der Frontseite des Schloßbergs, kurz bevor es hinauf zum Uhrturm geht, Platz zu nehmen und

für ein paar Momente die Sonne zu genießen.


Noch etwas außer Atem schloss ich meine Augen und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Ich stellte fasziniert fest, wie schnell mein Körper dazu in der Lage ist, sich zu entspannen, wenn ich ihm bewusst die Erlaubnis und die entsprechenden Impulse dazu gebe.

Es war einfach traumhaft, die warmen Sonnenstrahlen nach den vielen kalten und dunklen Wintermonaten bis auf die Haut zu spüren - so als würde sie von der Sonne wach geküsst werden!

Nur in weiter Ferne konnte ich das Treiben rund um die Geschäfte der Innenstadt noch erahnen. Stattdessen durfte ich erstaunt feststellen, dass direkt hinter mir ein bunter Vogelgesang aus einem der bereits satt gelb blühenden Sträucher ertönte. Ihr fröhliches Singen klang so erheiternd, dass ich lachen musste.


Ich blickte mich etwas weiter um und war überrascht, über all die farbenfrohen Frühlingsboten, die die Natur bereits hervorgebracht hatte. Obwohl ich wenig Wissen über die Namen von Blumen, Sträuchern und Bäumen besitze, macht es mir umso mehr Freude, sie genauestens zu bewundern und mit meiner Kamera festzuhalten.

Ich staunte über die unzähligen satten gelb-, blau- und grün-Töne und die Geschwindigkeit, mit der die Natur hier oben offensichtlich aus ihrem Winterschlaf wieder auferstanden zu sein schien.

 

"Überall lässt die Natur den Menschen eine Stimme hören,

die in vertrauten Lauten zu ihm spricht."

(Alexander vom Humboldt)


Ein starkes Gefühl von Dankbarkeit überkam mich beim Anblick von so viel natürlicher Schönheit.

Ich spürte die Lebendigkeit, die mich umgab und beinahe automatisch in mich über zu fließen schien.

All diese prächtigen Farben, die damit verbundenen Düfte, die Geräusche der Tiere, die aus ihrem Winterversteck zurückgekehrt waren und die Wärme der Sonne auf meiner Haut füllten meinen Körper mit purer Energie und Lebensfreude. Ich fühlte mich plötzlich einfach rundum okay und richtig, nein mehr - ich fühlte mich toll!

 

Nach diesem kurzen Ausflug an meinen neu gewonnenen persönlichen Kraftort fühlte ich mich voller Energie und bereit für die auf mich zuhause wartenden Aufgaben. Ich hatte - wie nebenbei - neue kreative Ideen gesammelt und eine Entscheidung, über der ich schon tagelang gebrütet hatte, hatte sich für mich als erledigt herausgestellt, sodass mein Kopf endlich wieder frei war für Neues.

 

Manchmal braucht es also wirklich nicht mehr, als einen Moment der Stille, um aus dem äußeren und inneren (Gedanken-)Lärm auszusteigen, ergriffen von der Schönheit des Seins zu erwachen und zurück zu sich selbst zu finden.

Welch schöne und erleichternde Erkenntnis für diesen Frühlingsbeginn!

 

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