"ins hier und jetzt durch Gedankenstopp und Mauseloch-Meditation" oder "Vom denken ins fühlen"
Als ich heute auf meiner gewohnten Laufstrecke unterwegs war, habe ich einmal bewusst darauf geachtet, wie das Verhältnis meiner aktiven Gedanken im Vergleich zur Wahrnehmung meiner Gefühle (im Körper und auf der emotionalen Ebene) ist.
Es brauchte nicht viel an Zeit um festzustellen, dass ich überwiegend mit Denken beschäftigt war. Ich kann nicht mal sagen, dass es negative Gedanken gewesen wären, aber es war eindeutig erkennbar für mich, dass ich durch diese Gedanken, die sich immer primär auf die Vergangenheit oder Zukunft beziehen, vom gegenwärtigen Moment abgetrennt war. Ich konnte durch dieses Kopfkino weder spüren, wie sich mein Körper während dieser sportlichen Aktivität anfühlt, noch welche Gefühle sich dadurch in mir breit machten. Dies empfand ich als schade und so beschloss ich spontan, ein kleines Experiment zu versuchen.
Ich habe am letzten Wochenende bei meiner Ausbildung zur Dipl. Mentaltrainerin eine Methode kennengelernt, die sich "Gedankenstopp" nennt. Dabei ist nichts weiteres zu tun als bewusst „STOP“ zu sagen, sobald man sich in (unerwünschten) Gedanken gefangen wahrnimmt. Dabei kann man zur Erleichterung bzw. Verstärkung der Wirkung zusätzlich auch ein Stop-Schild, wie man es aus dem Straßenverkehr kennt, visualisieren.
Es geht darum klar, konkret und bewusst gegenüber dem eigenen Verstand aufzutreten und ihm die Botschaft zu vermitteln "Jetzt bin ich da!".
Dies ermöglicht, dass man (meist ohne auftretenden Widerstand) den Inhalt der eigenen Gedanken, wenn diese als unangenehm, hinderlich oder negativ wahrgenommen werden, gegen angenehme, erwünschte, positive Gedanken austauschen kann. Ich wollte aber, wie bereits erwähnt, noch einen Schritt weiter gehen und nicht nur den Inhalt meiner Gedanken austauschen, sondern während des Laufens vom Denken mehr ins Fühlen meines Körpers und meiner Emotionen im Hier und Jetzt gelangen.
Wenn man bedenkt, dass ca. 80% unserer Lebensenergie in unserem „emotionalen Körper“ stecken und nur jeweils ca. 10% im "Gedanken"- bzw. im "Schmerz"-Körper, so macht es aus meiner Sicht sehr viel Sinn den Emotionen ganz besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Meiner Erfahrung nach ist dies jedoch sehr herausfordernd, wenn gleichzeitig der Verstand mit Kopfkino beschäftigt ist. Da "E-motion" auch mit "Energie in Bewegung" übersetzt werden kann, dachte ich mir, genau jetzt während dem Laufen wäre eine tolle Gelegenheit dafür, so viel wie möglich von der Lebensenergie, die in meinem Emotionalkörper steckt, zu aktivieren und dem Verstand eine kleine Sendepause zu gönnen - den Modus sozusagen auf Präsenz im Hier und Jetzt zu schalten.
Da bei mir als geübte Denkerin die Gedanken trotz einem klar ausgesprochenen „STOP“ recht schnell versuchen, wieder das Steuer zu übernehmen, entschloss ich mich auch die zweite Methode, die ich am Wochenende gelernt hatte, die sogenannte "Mauseloch-Meditiation",zu versuchen.
Wie eine Katze vor dem Mauseloch habe ich also während dem Laufen meinen Verstand äußerst gespannt und hoch konzentriert beobachtet. Und so wie die Katze zu 100% darauf fokussiert ist, dass die Maus den entscheidenen Fehler macht, fokussierte ich mit der gleichen Bestimmtheit auf die simple Frage"Was ist mein nächster Gedanke?"
Es war kaum zu glauben, doch sofort richtete sich meine Aufmerksamkeit automatisch auf meine Atmung. Ich spürte meinen Körper viel deutlicher und nach nur wenigen Atemzügen war er da, dieser Moment der vollkommenen Einheit mit mir selbst, der absoluten Gegenwart - es fühlte sich fast ein bisschen so an, als hätte jemand ein Licht angeknipst. Da unser Verstand von unserer Unbewusstheit lebt (weil er es gewohnt ist, permanent quasi nebenbei aktiv zu sein) stoppte er nun in diesem Augenblick der Gegenwärtigkeit, der Lebendigkeit und Hingabe an diesen Moment kurzfristig und stellte seine Arbeit ein. Dieses wunderbare Gefühl genoss ich einige (Lauf-)Meter ganz bewusst, bis kurz ein Gedanke bei mir vorbei schaute. Ich nahm ihn wahr, sagte hallo, fokussierte aber sofort wieder auf die Frage, welcher Gedanke als nächstes kommen würde.
Nach kurzer Zeit stellte ich fest, wie angenehm sich die Laufbewegung anfühlt. Wie frisch die Luft ist, mit der sich meine Lungen mit jedem Atemzug füllen. Wie dankbar ich dafür bin, dass mich meine Beine durch diese wunderbare Landschaft dem Murufer entlang tragen. Dafür, dass sie mich in den letzten fast 30 Jahren so viele Schritte in meinem Leben haben tun lassen. Dafür, wo sie mich schon überall hingebracht haben und noch hinführen werden. Jetzt bemerkte ich, dass ich mich in einem Moment vollkommener Einheit mit meinen Gefühlen wiederfand. Ich musste unwillkürlich lächeln, nahm noch einen weiteren bewussten tiefen Atemzug der frischen Sommerluft und überlegte mir was ich meinen Beinen und Füßen heute noch Gutes tun könnte um ihnen meine Dankbarkeit zu zeigen und sie zu feiern. Energiegeladen und freudig kam ich wenig später zuhause an.
Dies war eine wundervolle Erfahrung für mich und ich nehme mir ganz fest vor ab sofort meine "Emotionale Intelligenz" so oft wie möglich zu trainieren, indem ich versuche zu erkennen und zu benennen, was ich im gegenwärtigen Moment fühle (Dankbarkeit z.B). Ich freue mich auch schon auf die zusätzliche Energie, die mir dadurch von meinem Emotionalkörper zur Verfügung gestellt wird und auf das überraschte Gesicht meiner Gedanken, wenn sie sich im Angesicht der Gegenwärtigkeit schweigend davon machen werden.
Leben ist JETZT- feel it and love it!
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kurt (Donnerstag, 23 Juli 2015 15:26)
Hallo katrin,
danke für diesen wunderbaren artikel! Ich wünsche dir mit deiner plattform viel erfolg und schreib uns noch mehr derartige Beiträge! herzlichst
kurt aus steyr
contact@bepresent-loveyourself.com (Freitag, 24 Juli 2015 10:15)
Lieber Kurt!
Vielen herzlichen Dank für dein Feedback zum Artikel und deine Glückwünsche! Nach dem nun erfolgten Startschuss freue mich auch auf alles was noch kommt ;)
Alles liebe aus Graz,
Katrin