Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?

Der "Schmetterlingseffekt" oder "die sensitive Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen"

Beim Lesen dieses Titels wunderst du dich vielleicht zunächst, was diese zugegebenermaßen etwas schräge Frage mit dir zu tun haben könnte. Ich bin mir aber sicher, du wirst am Ende überrascht sein, wie groß und kraftvoll der Zusammenhang ist.

 

Stell dir einmal vor jemand fragt dich, ob du in der Lage bist, einen 10 Tonnen schweren Felsen eine Klippe hinunter zu stoßen, nur aus eigener Körperkraft. Deine spontane Antwort wäre vermutlich "Nein, das ist unmöglich!", weil du wahrscheinlich noch nie etwas annähernd so schweres bewegt hast und dein Verstand dir deshalb sagt, dass es unmöglich ist.

Ich lade dich ein, diese kurze, für mich sehr eindrucksvolle Geschichte über den „Schmetterlingseffekt“ zu lesen. Ich bin mir sicher, sie wird auch dich zum Staunen bringen.

Der US-amerikanische Mathematiker und Meteorologe Dr. Edward Norton Lorenz hat bereits in den 1960-er Jahren beobachtet, dass kleinste Abweichungen der Anfangsdaten in seinem einfachen Wettermodell (durch Runden der dritten Kommastelle ergaben sich Unterschiede von weniger als 0,1%), stark abweichende Ergebnisse der Wetterprognosen hervor riefen. Er konnte zeigen, dass für komplexe Systeme somit gilt: „Kleinste Ursachen können bereits größte Wirkung haben und diese Wirkung kann höchst unterschiedlich sein.“ Diese empfindliche Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen wurde bekannt als so genannter "Schmetterlingseffekt".

 

 

Bevor ein System kollabiert (wie z.B. bei einem Tornado) ist im allerletzten Moment also ganz wenig Energie notwendig, sodass alleine der sanfte Flügelschlag eines Schmetterlings in Südamerika eine gewaltige Reaktion wie einen Tornado in den USA (Texas) auslösen kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                        ©lebe-lebendig

Wow! Das klingt erst mal etwas verrückt, nicht wahr?

 

Wenn wir aber Systeme als Energie im Wandel, als Wechsel von Stabilität und Instabilität verstehen, dann ist es auch naheliegend, dass es auf die aktuell vorherrschenden Bedingungen ankommt, wie einfach oder schwer eine bestimmte Veränderung herbeigeführt werden kann. Oder?

 

Du kennst vielleicht Phasen in deinem Leben, wo du meinst, eigentlich ganz genau zu wissen, was du erreichen bzw. verändern möchtest, was deine Ziele sind. Du siehst dich vielleicht in deiner Vorstellung auch schon an diesem Ziel, spürst wie toll es sich anfühlt, endlich dort angekommen zu sein. Und trotzdem scheint sich die Welt irgendwie gegen dich verschworen zu haben? Du hast das Gefühl, dass ein Schritt nach vorne, zwei Schritte zurück bedeutet?

Wie Dr. Edward Norton Lorenz schon vor vielen Jahren festgestellt hat, kommt es bei jedem Prozess eben maßgeblich auf die Anfangsbedingungen an. So kann eine geringfügige Anpassung oder (Neu-)Ausrichtung der Anfangsbedingungen einen immensen Effekt auf das Ergebnis bzw. die Zielerreichung haben. Das klingt doch vielversprechend, oder? Aber was ist nun unter „Anfangsbedingungen“ auf unserem persönlichen Weg zur Erreichung eines Zieles zu verstehen und wie können diese für uns optimal gestaltet werden?

 

Da ich eine große Anhängerin von Louise L. Hay bin, der knapp 90-jährigen US-amerikanischen Buchautorin auf dem Gebiet des positiven Denkens und Vorreiterin der "Neugeist-Bewegung", hege ich keinerlei Zweifel daran, dass das Denken der Anfang jeder Veränderung ist. Ganz nach dem Motto: Änderst du dein Denken, so änderst du dein Leben. Entscheidend ist demnach, wie du über dich selbst denkst, welches Bild du von dir hast, dein sogenanntes Selbstbild. Denn so wie du über dich denkst, erfährst du auch die äußere Welt. In der Psychologie wird dieses Phänomen auch als "self-fulfilling prophecy" bezeichnet, als innere Prophezeiung, die sich im Außen selbst erfüllt.

Jede unserer bisherigen Erfahrungen dient als Grundlage dafür, wie wir heute über uns selbst denken, wobei auch schon Erfahrungen aus frühester Kindheit einen Effekt auf unser aktuelles Selbstbild und unsere daran geknüpften Überzeugungen haben. So wie es dir zunächst unmöglich erschien, dass du einen 10 Tonnen schweren Felsen aus eigener Körperkraft bewegen kannst, da dir die notwendigen Erfahrungen dafür fehlen um daran glauben zu können, so fehlt dir vermutlich auch betreffend anderer Ziele im Leben oft der Glaube an dich selbst, verursacht durch negative Gedanken und/oder fehlende positive Erfahrungen. Wollen wir also eine Veränderung im Außen, z.B. im Sinne der Erreichung eines Zieles, so ist es an uns, zunächst eine Veränderung in uns selbst (in unserem Denken) einzuleiten und diese zu kultivieren.

 

 

„Ein Gedanke ist nichts. Ein Gedanke erfüllt mit Glauben kann einen Krieg beginnen oder eine ganze Nation heilen.“ (Mooji)

 

 

In diesem Sinne wünsche dir viele kleine, liebevolle und freudvolle Selbsterfahrungen! Und denk dran: Wenn der Schmetterling in Brasilien mit einem einzigen Flügelschlag ein gigantisches Wetterphänomen in Texas auslösen kann, zu wie viel mehr bist du dann fähig, als du (noch) denkst?

 

- Neben der Tatsache, dass du einen 10 Tonnen schweren Felsen über eine Klippe stoßen kannst ;)



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Kommentare: 3
  • #1

    Evelyn (Dienstag, 10 November 2020 11:39)

    Hallo, ich habe mit großem Interesse deine Erklärung gelesen. Den Butterfly effect habe ich verstanden. Er ist logisch aber auch faszinierend. Man kann sich stundenlang damit beschäftigen zu überdenken, was wäre wenn. Aber genau das Beispiel des Meteorologen, genau das mit dem Schmetterling ( obwohl es anfangs eine Möwe war) und dem Tornado bekomme ich nicht zusammen. Kannst du mir diese Abfolge von Ursache und Wirkung an genau diesem Beispiel klar machen?
    Liebe Grüße Evelyn

  • #2

    Simon Geisen (Dienstag, 31 August 2021 19:47)

    Aber genau das war doch in diesem wunderbar beschriebenen - auch psychologisch sehr interessanten - Artikel erklärt worden. Ein anderes Beispiel : der geniale Physiker & Philosoph Prof Harald Lech der im ZDF terra x moderiert (der übrigens nicht nur zerstreuter Prof ist sondern auch emotionale Intelligenz (sonst wäre er nicht telegen) verfügt führt ein weiteres Beispiel des Schmetterlings Effekt an was er der Frage “gibt es Zufall?“ wenn man die genauen Parameter der Anfangsbedingen hier der Rotationsachse der Erde mit Nutation und Präzesion Taumeln der Erdachse in größerem Zeitskalen wodurch z B die Eis- und Wärmeperioden resultieren - die gewissen Erdzeitaltern ihre Namen geben - ließe sich dadurch sicher bestimmen ob es ergo in z B 200 Mio Jahren Sommer oder Winter ist. Seine Erkenntnis die er übrigens nicht so überdacht hatte: Nein. Noch nicht einmal wenn man die Parameter der Startbedingungen bis auf die Genauigkeit eines Atoms genau kennen würde wäre es nicht möglich dies genau zu bestimmen dies ein weiteres Bsp des Schmetterlingseffektes - der Chaostheorie in hoch komplexen Systemen.
    Die Übertragung des Schmetterlingseffekt auf unsere Psyche fand ich interessant und wird mir hoffentlich weiter helfen mit meinen Problemen um zu gehen...

  • #3

    Simon Geisen (Dienstag, 31 August 2021 20:07)

    Zu dem “10t schweren Fels über eine Klippe stoße“ wenn der der Schwerpunkt nur minimal auf der Seite der Klippe ist ließe sich dadurch die pysikalisch benötigte Kraft berechnen die das “über die Klippe stoßen“ erfordert wobei diese (benötigte Energie) in diesem Falle Muskelkraft wahrscheinlich exponentiell ansteigen muss je weiter der Schwerpunkt auf seiten der Klippe ist - nach meiner Theorie. Per Flaschenzug verringert sich die benötigte Energie äquivalent / antiproportional durch die Länge des Seiles des Flaschenzugs. Auch durch das Hebelgesetz könnte man wenn man einen festen Punkt hätte sogar die Erde bewegen - so heißt es. Natürlich gibt es diesen festen Punkt in der Astronomie nicht - alles ist nach Newton - exakter nach Einstein - gravitativ miteinander gebunden - könnte man den Felsen leichter die Klippe herunter stoßen.